Betroffenenrechte – Eine Übersicht über Ihre Rechte aus der DSGVO

Ihre Recht Betroffenenrechte aus der DSGVO

In unserer zunehmend digitalisierten Welt sind personenbezogene Daten allgegenwärtig. Ob am Arbeitsplatz, beim Surfen im Internet oder sogar beim Einkaufen im Supermarkt, überall werden unsere persönlichen Daten millionenfach erfasst und verarbeitet. Doch das Ausmaß dieser Datenverarbeitung muss nicht tatenlos hingenommen werden. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union gewährt Ihnen eine Reihe von Betroffenenrechten, die es Ihnen ermöglichen, die Kontrolle über Ihre Daten zurückzugewinnen.

Was sind Betroffenenrechte?

Betroffenenrechte sind von zentraler Bedeutung für das Recht auf den Schutz personenbezogener Daten und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG. Jeder von uns hat das grundlegende Recht zu bestimmen, wem er seine persönlichen Daten preisgibt und wie diese Daten verwendet werden. Die DSGVO definiert in den Artikeln 12 ff. Betroffenenrechte als „Rechte, die dem Betroffenen Mitwirkungs- und Einwirkungsmöglichkeiten auf die Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten gewähren.“

Welche Betroffenenrechte gibt es nach der DSGVO?

Die DSGVO normiert eine Vielzahl von Betroffenenrechten, um sicherzustellen, dass Ihre Daten ordnungsgemäß behandelt werden. Dazu gehören:

1. Recht auf Auskunft (Artikel 15 DSGVO): Das Recht auf Auskunft ist ein mächtiges Werkzeug für die Transparenz. Es ermöglicht Ihnen, von Verantwortlichen Informationen über die Verarbeitung Ihrer persönlichen Daten zu erhalten. Sie können Details zur Verarbeitung, den Zweck, die Kategorien der verarbeiteten Daten, die Empfänger und vieles mehr anfordern. Dieses Recht gibt Ihnen die Möglichkeit, den Überblick über Ihre Daten zu behalten und sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß behandelt werden.

2. Recht auf Berichtigung (Artikel 16 DSGVO): Wenn Sie feststellen, dass Ihre persönlichen Daten ungenau oder unvollständig sind, haben Sie das Recht, deren Berichtigung zu verlangen. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass Ihre Daten aktuell und korrekt sind, und um mögliche negative Auswirkungen falscher Informationen zu verhindern.

3. Recht auf Löschung (Artikel 17 DSGVO): Das Recht auf Löschung, auch als „Recht auf Vergessenwerden“ bezeichnet, ermöglicht es Ihnen, die Löschung Ihrer persönlichen Daten zu beantragen. Dies kann in Situationen relevant sein, in denen die Verarbeitung Ihrer Daten nicht mehr erforderlich ist oder wenn Sie Ihre Einwilligung widerrufen haben. Es ist ein wichtiger Schutzmechanismus für Ihre Privatsphäre.

4. Recht auf Einschränkung der Verarbeitung (Artikel 18 DSGVO): Dieses Recht ermöglicht es Ihnen, die vorübergehende Aussetzung der Verarbeitung Ihrer Daten zu verlangen. Dies kann nützlich sein, wenn Sie die Richtigkeit Ihrer Daten überprüfen oder gegen die Verarbeitung rechtliche Schritte einleiten möchten.

5. Recht auf Datenübertragbarkeit (Artikel 20 DSGVO): Mit diesem Recht können Sie Ihre persönlichen Daten von einem Verantwortlichen zu einem anderen übertragen lassen. Dies ist besonders hilfreich, wenn Sie zu einem anderen Dienstleister wechseln möchten, ohne Ihre Daten erneut eingeben zu müssen.

6. Recht auf Widerspruch (Artikel 21 DSGVO): Wenn die Verarbeitung Ihrer Daten auf berechtigten Interessen beruht, haben Sie das Recht, dagegen Widerspruch einzulegen. Die Verantwortlichen müssen Ihre Interessen und Rechte abwägen, bevor sie fortfahren.

7. Recht auf keine automatisierte Entscheidungsfindung (Artikel 22 DSGVO): Dieses Recht schützt Sie vor Entscheidungen, die allein auf automatisierter Verarbeitung basieren und rechtliche Auswirkungen auf Sie haben könnten.

8. Recht auf Widerruf der Einwilligung (Artikel 7 Absatz 3 DSGVO):Wenn Sie in die Verarbeitung Ihrer Daten eingewilligt haben, können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen. Dies gibt Ihnen die volle Kontrolle über die Nutzung Ihrer Daten.

9. Beschwerderecht bei der Aufsichtsbehörde (Artikel 77 DSGVO): Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Betroffenenrechte verletzt wurden, können Sie sich bei der Datenschutz-Aufsichtsbehörde beschweren. Diese Behörde wird Datenschutzverletzungen untersuchen und sicherstellen, dass die Datenschutzgesetze eingehalten werden.

10. Recht auf einen wirksamen gerichtlichen Rechtsbehelf (Artikel 79 DSGVO): Wenn alle anderen Mittel erschöpft sind, haben Sie das Recht, Ihre Betroffenenrechte vor Gericht durchzusetzen. Dies kann notwendig sein, um Datenschutzverstöße zu korrigieren und Schadensersatz zu erhalten.

Was ist zu beachten, wenn Sie Ihre Betroffenenrechte geltend machen?

Wenn Sie Ihre Betroffenenrechte gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ausüben möchten, ist es wichtig, bestimmte formale Anforderungen zu beachten, um sicherzustellen, dass Ihre Anfragen ordnungsgemäß bearbeitet werden. Hier sind einige wichtige Details zu diesen Anforderungen:

1. Klare und verständliche Antworten: Gemäß Artikel 12 der DSGVO sind Verantwortliche verpflichtet, auf Ihre Anfragen in einer klaren und verständlichen Sprache zu antworten. Dies bedeutet, dass die Antworten leicht nachvollziehbar sein sollten, ohne unnötige Fachbegriffe oder juristische Terminologie.

2. Präzise und transparente Informationen: Die von den Verantwortlichen bereitgestellten Informationen sollten präzise und transparent sein. Sie haben das Recht zu wissen, wie Ihre persönlichen Daten verarbeitet werden, zu welchem Zweck sie verwendet werden und an wen sie weitergegeben werden. Die Antworten sollten alle relevanten Details enthalten, um Ihnen ein vollständiges Verständnis zu ermöglichen.

3. Leicht zugängliche Informationen: Die Informationen sollten leicht zugänglich sein. Dies bedeutet, dass die Verantwortlichen sicherstellen müssen, dass Sie auf einfache Weise auf die angeforderten Informationen zugreifen können. Dies kann bedeuten, dass sie Ihnen Kopien Ihrer Daten in einem gängigen elektronischen Format zur Verfügung stellen müssen.

4. Klare und einfache Form: Die Informationen sollten in einer klaren und einfachen Form bereitgestellt werden. Die Verantwortlichen sollten sicherstellen, dass die Antworten leicht zu lesen und zu verstehen sind, ohne unnötige Komplexität oder Verwirrung.

5. Schriftliche oder elektronische Bereitstellung:Die DSGVO erlaubt es Verantwortlichen, die Informationen entweder schriftlich oder elektronisch bereitzustellen. Dies bedeutet, dass Sie die Informationen in schriftlicher Form erhalten können, aber auch elektronisch per E-Mail oder über ein Online-Portal.

6. Frist für die Beantwortung: Gemäß Artikel 12 Absatz 3 der DSGVO müssen Verantwortliche Ihre Anfragen unverzüglich und in der Regel innerhalb eines Monats nach Eingang Ihrer Anfrage beantworten. In bestimmten Fällen, beispielsweise wenn die Anfragen besonders komplex sind oder es eine hohe Anzahl von Anfragen gibt, kann die Frist um weitere zwei Monate verlängert werden. In diesem Fall müssen Sie jedoch über die Verlängerung und die Gründe dafür informiert werden.

Die Einhaltung dieser formalen Anforderungen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Sie effektiv von Ihren Betroffenenrechten Gebrauch machen können. Wenn Verantwortliche diese Anforderungen nicht erfüllen, kann dies zu rechtlichen Konsequenzen führen, einschließlich möglicher Geldbußen durch die Datenschutz-Aufsichtsbehörden. Daher ist es wichtig, dass Verantwortliche diese Anforderungen sorgfältig beachten und Anfragen von Betroffenen angemessen und rechtzeitig bearbeiten.

Wer ist für die Bearbeitung der Betroffenenrechte zuständig?

Die Verantwortlichen sind gemäß Artikel 12 Absatz 1 der DSGVO verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Ihre Anfragen zu beantworten. Sie können jedoch auch Dienstleister für die Bearbeitung von Betroffenenrechten beauftragen. In diesem Fall bleibt der Verantwortliche jedoch für die Informationen verantwortlich, die dem Betroffenen bereitgestellt werden.

Ausnahmen und Beschränkun-gen der Betroffenen-rechte

Betroffenenrechte sind nicht uneingeschränkt. Die DSGVO und nationale Gesetze können in bestimmten Fällen Ausnahmen und Beschränkungen vorsehen. Diese müssen jedoch dem Wesensgehalt der Grundrechte und Grundfreiheiten entsprechen und in einer demokratischen Gesellschaft notwendig und verhältnismäßig sein. Es gibt zehn Gründe, die gemäß Artikel 23 der DSGVOeine Beschränkung der Betroffenenrechte rechtfertigen können:

  1. Die Wahrung der nationalen Sicherheit: Wenn die Sicherheit eines Landes gefährdet ist, können Betroffenenrechte beschränkt werden, um auf diese Bedrohung angemessen reagieren zu können.

  2. Die Landesverteidigung:Der Schutz der territorialen Integrität und der Landesverteidigung kann eine Beschränkung der Betroffenenrechte erfordern.

  3. Die öffentliche Sicherheit: Maßnahmen zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit können die Ausübung bestimmter Betroffenenrechte einschränken.

  4. Die Verhütung, Ermittlung, Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten: Um Straftaten zu bekämpfen, können Betroffenenrechte beschränkt werden, um beispielsweise Ermittlungen durchzuführen.

  5. Die Durchsetzung zivilrechtlicher Ansprüche: Wenn es notwendig ist, zivilrechtliche Ansprüche geltend zu machen, können Betroffenenrechte beschränkt werden.

  6. Die Wahrung des rechtsstaatlichen Grundsatzes und der Unabhängigkeit der Justiz:Um den rechtsstaatlichen Grundsatz und die Unabhängigkeit der Justiz zu wahren, können Betroffenenrechte eingeschränkt werden.

  7. Die Aufsicht, Untersuchung und Regelung des Berufsgeheimnisses: Die Untersuchung und Regelung von Berufsgeheimnissen kann eine Beschränkung der Betroffenenrechte erfordern.

  8. Allgemeine öffentliche Interessen im Bereich der öffentlichen Gesundheit: Wenn die öffentliche Gesundheit gefährdet ist, können Betroffenenrechte eingeschränkt werden, um Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung zu ermöglichen.

  9. Die Archivzwecke im öffentlichen Interesse, wissenschaftliche oder historische Forschungszwecke oder statistische Zwecke: Um öffentliche Interessen im Bereich der Archivierung, wissenschaftlichen Forschung oder statistischen Auswertung zu schützen, können Betroffenenrechte beschränkt werden.

  10. Die Aufrechterhaltung der Vertraulichkeit von Informationen:Um die Vertraulichkeit von Informationen zu wahren, können Betroffenenrechte eingeschränkt werden, wenn die Offenlegung dieser Informationen die Rechte und Freiheiten Dritter gefährden würde.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Gründe sorgfältig abgewogen werden müssen, um sicherzustellen, dass die Beschränkung der Betroffenenrechte rechtmäßig und verhältnismäßig ist. Der Schutz der Grundrechte und Grundfreiheiten der betroffenen Personen bleibt dabei stets im Fokus

Unterstützung bei der Durchsetzung Ihrer Betroffenen-rechte:

Wer steht Ihnen zur Seite?

Die Wahrung Ihrer Betroffenenrechte ist von großer Bedeutung, um die Integrität Ihrer persönlichen Daten zu schützen. Wenn Sie Hilfe benötigen, um diese Rechte durchzusetzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Anlaufstellen, die Ihnen zur Verfügung stehen. 

1. Gemeinnützige Vereine und Verbraucherportale:

Gemeinnützige Vereine und Verbraucherportale sind wertvolle Ressourcen, um Ihnen bei der Geltendmachung Ihrer Betroffenenrechte zu unterstützen. Sie bieten nicht nur Informationen und Anleitungen, sondern stellen auch Musterbriefe zur Verfügung, die Ihnen bei der Kommunikation mit den Verantwortlichen helfen können. Diese Organisationen setzen sich für den Schutz der Privatsphäre und die Einhaltung der Datenschutzgesetze ein und stehen Ihnen mit ihrem Fachwissen zur Seite.

2. Datenschutz-Aufsichtsbehörde:

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist die Datenschutz-Aufsichtsbehörde. Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Betroffenenrechte verletzt wurden oder Datenschutzverstöße vorliegen, können Sie sich kostenlos an diese Behörde wenden. Die Aufsichtsbehörde ist dafür verantwortlich, Datenschutzverletzungen zu untersuchen und sicherzustellen, dass die Datenschutzgesetze eingehalten werden. Sie können Beschwerden einreichen und auf die Expertise der Aufsichtsbehörde zählen, um Ihre Anliegen zu klären.

3. Der wirksame gerichtliche Rechtsbehelf:

Gemäß Artikel 79 der DSGVOhaben Sie das Recht auf einen wirksamen gerichtlichen Rechtsbehelf. Das bedeutet, dass Sie, falls erforderlich, rechtliche Schritte einleiten können, um Ihre Betroffenenrechte vor Gericht durchzusetzen. Dies kann notwendig sein, wenn Verantwortliche Ihre Anfragen nicht angemessen behandeln oder Datenschutzverletzungen nicht korrigieren. Rechtsanwälte und Anwältinnen stehen Ihnen zur Verfügung, um Ihre Interessen vor Gericht zu vertreten.

Wann Betroffenen rechte auszuüben sind:

Hier sind fünf Beispiele für die Anwendung von Betroffenenrechten:

1. Auskunftsersuchen:

Ein Mitarbeiter in einem Unternehmen möchte wissen, welche seiner persönlichen Daten von seinem Arbeitgeber verarbeitet werden. Er stellt ein Auskunftsersuchen gemäß Artikel 15 DSGVO. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dem Mitarbeiter eine umfassende Übersicht über die Verarbeitung seiner Daten zur Verfügung zu stellen.

2. Berichtigung von Daten:

Eine Kundin entdeckt, dass ihr Online-Shop-Konto falsch geschrieben wurde und ihre Adresse ungenau ist. Sie beantragt die Berichtigung ihrer persönlichen Daten gemäß Artikel 16 DSGVO. Der Online-Shop muss die erforderlichen Korrekturen vornehmen und sicherstellen, dass die Daten korrekt sind.

3. Löschen von Daten:

Ein Social-Media-Nutzer entscheidet sich, sein Konto auf der Plattform zu schließen. Er stellt eine Anfrage zur Löschung seiner gesamten Daten gemäß Artikel 17 DSGVO. Die Plattform muss alle Daten des Nutzers löschen, außer in den Fällen, in denen es rechtliche Aufbewahrungspflichten gibt.

4. Einwilligung widerrufen:

Ein Abonnent eines Newsletters entscheidet, dass er keine E-Mails mehr von dem Unternehmen erhalten möchte. Er widerruft seine Einwilligung gemäß Artikel 7 Absatz 3 DSGVO. Das Unternehmen ist verpflichtet, seine E-Mail-Adresse aus dem Verteiler zu entfernen und keine weiteren E-Mails zu senden.

5. Widerspruch gegen Profiling:

Ein Kunde erhält personalisierte Werbeangebote von einem E-Commerce-Unternehmen, die auf seinem Online-Kaufverhalten basieren. Der Kunde widerspricht dieser Art der Profilerstellung und der Verarbeitung seiner Daten zu Werbezwecken gemäß Artikel 21 DSGVO. Das Unternehmen muss die Verarbeitung der Daten für diese Zwecke einstellen.

Fazit 

In einer Zeit, in der persönliche Daten so wertvoll sind, ist es entscheidend, dass Sie Ihre Betroffenenrechte kennen und aktiv nutzen. Die DSGVO hat die Werkzeuge geschaffen, um die Kontrolle über Ihre Daten zu behalten und sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß behandelt werden. Zögern Sie nicht, von Ihren Rechten Gebrauch zu machen und Ihre Privatsphäre zu schützen.

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